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Die haben mir in die Kche gepinkelt

Despina Sia­siakis, was war Ende Januar in Ihrer Kneipe los?
Das reinste Chaos! Ich war grade in den ersten Stock gelaufen und hatte zu den Stamm­gästen gesagt, dass ich gleich wieder unten sein würde. Als ich zurück kam, war die Kneipe plötz­lich voll mit 50 Ros­tock-Fans. Die alle total besoffen waren.

An dem Samstag sollte Hansa eigent­lich bei SG Sonnenhof/​Großaspach spielen, doch wegen starker Schnee­fälle wurde das Dritt­li­ga­spiel kurz­fristig abge­sagt. Waren die Ros­to­cker Aus­wärts­fahrer sauer?
Sie waren nicht aggressiv, aber sie haben sich kom­plett daneben benommen. Sie hatten ja offen­sicht­lich vorher schon ordent­lich was getankt. Also sind sie hinter die Theke gegangen und haben ange­fangen, sich ihr Bier selber zu zapfen. Ich bin 81 Jahre alt und hatte keine Chance, das zu ver­hin­dern. Aber das Zapfen war längst nicht das größte Pro­blem.

Son­dern?
Ich ging nach hinten in die Küche—und traute meinen Augen nicht: Da stand irgendein Dreck­sack und pin­kelte mir ein­fach auf den Boden! Mitten in die Küche!

Ihgitt.
Ja, das waren Kri­mi­nelle. Am Ende bezahlten Sie weder das Bier, noch den Schnaps, den sie getrunken hatten. Außerdem haben sie mir meinen schönen Whisky geklaut und das ganze Geld aus der Kasse. Obwohl ich noch ver­sucht hatte, den Schlüssel zu ver­ste­cken. 350 Euro, ein­fach weg.

Als die Polizei kam, waren die Diebe längst ver­schwunden.
Leider. Obwohl sie besoffen waren, haben sie sich ziem­lich flott aus dem Staub gemacht.

Wie geht es Ihnen jetzt?
So eine Kata­strophe ver­gisst man nicht so schnell. Aber mir geht es schon viel besser. Vor allem wegen der tollen Dinge, die danach pas­siert sind.

Die Anhänger von Sonnenhof/​Großaspach und auch der Verein soli­da­ri­sierten sich mit ihrer Kneipe.
Der SG-Prä­si­dent kam vorbei, der Verein will mir auch finan­ziell helfen. Und die Fans selber sam­melten beim nächsten Heim­spiel gegen Pader­born in der Kurve Geld für die Kneipe—und kamen danach zusammen mit den Pader­bor­nern vorbei!

Die Aktion war vorher im Internet geplant worden und lief unter dem Motto: Saufen für den guten Zweck“.
Das trifft es ganz gut. Ich weiß zwar nicht, wie viel Umsatz wir am ver­gan­genen Samstag genau gemacht haben, aber eins ist sicher: Das Bier lief gut. Am Ende des Abends über­reichten mir die Fans dann noch das im Sta­dion gesam­melte Geld: 682 Euro. Für diese Hilfe bin ich unglaub­lich dankbar.

Nach einer sehr nega­tiven und einer sehr posi­tiven Erfah­rung: Was halten Sie von Fuß­ball­fans?
Wissen Sie: Scheiße pas­siert überall. Und auch unter Fuß­ball­fans gibt es gute und schlechte Men­schen.

Auch unter den Ros­tock-Fans?
Natür­lich. Aus Ros­tock erreichten uns in den Wochen danach bereits zahl­reiche Briefe von anstän­digen Fans. Sie schrieben, dass sie sich für die Aktion der anderen schämen würden. Manche schickten sogar Geld. Der Verein hat sich auch ent­schul­digt. Zu uns kommen dar­über hinaus seit Jahren Fans von Sonnenhof/​Großaspach, bisher gab es nie Pro­bleme dieser Art. Inso­fern sind Fans bei uns wei­terhin herz­lich will­kommen. 

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Patria Henriques

Update: 2024-11-11